Die Organisation
Der Ort Luque, in der Nähe der Hauptstadt Asunción gelegen, gilt als Zentrum der Goldschmiedekunst und der Filigrantechnik in Paraguay. Eine Gruppe von zehn Silberschmieden, die gemeinsam in einer kleinen Werkstatt in Areguá, an der Grenze zu Luque gelegen, zusammenarbeiten, stellen den aufwendig gearbeiteten filigranen Silberschmuck aus Paraguay her. Einen Teil ihrer Arbeitszeit verbringen die Kunsthandwerker zusammen in ihrer Werkstatt. In dieser befinden sich die gemeinsam genutzten Werkzeuge, mit denen z. B. das Silber geschmolzen wird oder die feinen Silberdrähte hergestellt werden. Die selbständigen Kunsthandwerker werden von Estación A, einem Kulturzentrum mit Sitz in Areguá, unterstützt. Das Kulturzentrum ist bereits seit 2004 Mitglied der WFTO. Estación A schult die Künstler, ermöglicht ihnen die Teilnahme an Workshops und sorgt dafür, dass die Produktion unter den Kriterien des Fairen Handels erfolgt. Estación A ermöglicht den Kunsthandwerker die Teilnahme an internationalen Wettbewerben und Messen und sorgt für den Export und Vertrieb des Schmucks. So konnte Quirino Torres, der „Meister“ der Kunsthandwerker, schon zahlreiche Auszeichnungen erlangen. Hierzu gehören z. B. ein Preis beim Wettbewerb der Unesco „Seal of Excellence“ in Chile im Ende 2010 sowie Preise in 2013 und 2014 bei den Wettbewerben „Kreatives Handwerk Paraguay“. Weiterhin erhalten die Kunsthanderker eine Prämie, die sich aus dem Gewinn nach Steuern durch den Verkauf des Silberschmucks über Filigrana-Schmuck ergibt, um z. B. dringend benötigte Werkzeuge zu erwerben. Über die Verwendung der Prämie entscheidet die Gruppe. Unter anderem hat dies die Gruppe der Silberschmiede dazu motiviert, sich in 2014 zu einer Vereinigung zusammenzuschließen, der „Asociación de Joyeros de Valle Pucú Luque“, um die Verbreitung der Filigrankunst und des fairen Handels zu fördern sowie sich besser zu organisieren. Auch Estación A als Verein erhält eine Prämie in gleicher Höhe wie die Kunsthandwerker, um seine vielfältigen Projekte finanzieren zu können.
Das Produkt
Die filigranen Schmuckstücke, die in ihrer Feinheit Spitzengewebe ähneln, werden in Paraguay seit Jahrhunderten mit traditionellen Techniken hergestellt. Eingeführt während der Kolonialzeit, hat sich in diesem Land eine besonders feine Art der Filigrantechnik entwickelt. Der Schmuck wird aufwendig komplett von Hand gearbeitet. Selbst die feinen Silberdrähte, aus denen die filigranen Kunstwerke geschaffen werden, sind von Hand geformt. Hierbei wird recyceltes 950er Silber und fast reines Silber geschmolzen und zu feinen Silberdrähten verarbeitet. Die Silberschmiede sind bemüht, für die Produktion der Schmuckstücke einen möglichst großen Anteil an recyceltem Silber zu verwenden. Die Kunsthandwerker fertigen verschiedenste Formen, in die sie nun die Silberdrähte in zahlreichen Variationen einsetzen, um daraus eine Vielzahl faszinierender Schmuckstücke zu erschaffen. Inspirieren ließen sich die Silberschmiede hierbei von der sie umgebenden Natur, so dass sich viele typische paraguayische und südamerikanische Motive in den Schmuckstücken wiederfinden lassen. Die komplett per Hand durchgeführte Herstellung benötigt Geduld, Präzision und einen scharfen Blick, damit das fertiggestellte Produkt in Transparenz und Leichtigkeit einem Spitzengewebe gleichkommt. Die Kunst der Filigrantechnik gehört zu den charakteristischsten und repräsentativsten Kulturtechniken Paraguays.
Die Auswirkungen des Fairen Handels
Mit dem Verkauf des Schmucks in Deutschland und in der Schweiz findet nicht nur eine Unterstützung der Handwerker statt, gleichzeitig wird auch Estación A, Kulturzentrum und Mitglied der WFTO, in seiner Arbeit unterstützt. Estación A fördert den Erhalt der indigenen Künste in Paraguay und unterstützt direkt 150 Kunsthandwerker*innen aus den verschiedensten Bereichen und indirekt 500 Personen als Mitglieder der Familien der Kunsthandwerker. Estación A ist gleichzeitig wichtiger Ansprechpartner in Bezug auf Kunsthandwerk, Jugend, Kultur und umweltfreundlichen Tourismus.