Infolge der weltweiten Wirtschaftskrise sank in den 70er Jahren die Nachfrage nach thailändischen Exportgütern. Eine schwere Rezession folgte Mitte der 80er Jahre, was die Regierung dazu veranlasste, eine Strategieänderung in der Wirtschaftspolitik einzuschlagen: Der Staat zog sich aus der Wirtschaft zurück, Exportzölle und Devisenkontrollen wurden abgeschafft und eine massive Exportindustrialisierung wurde vorangetrieben. Diese Massnahmen führten zwar kurzfristig zu einem Wirtschaftsaufschwung, Mitte der 90er Jahre jedoch war Thailand massgeblich an der Asienkrise beteiligt: Währungsspekulationen führten zu einer starken Abwertung des Baht und zu einer Bankenkrise, was die Wirtschaft Ende 1998 um 10% schrumpfen liess. In der Folge benötigte Thailand Unterstützung vom IWF und von der Weltbank. Eine nicht positivere Entwicklung konnte in der Landwirtschaft beobachtet werden. Während 1960 80% der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft tätig waren und fast 40% des BIP erwirtschafteten, trug dieser Sektor 2006 noch etwa 10% zum BIP bei, und ein Auskommen für knapp 40% der Arbeitskräfte Thailands. Bloss, mit 32 Mio. Tonnen Reis produziert Thailand heute mehr als das Dreifache von 1960 (10 Mio. Tonnen). Angebaut werden hierfür – mehrheitlich im Nordosten – etwa 20 Mio. Hektar Land. Bio- und Fairtrade-zertifizierter Reis ist jedoch nach wie vor ein Nischenprodukt.
Green Net – Die Organisation
Als Mitbegründerin der thailändischen Bio-Zertifizierungsorganisation ACT trägt GN heute im In- und Ausland wesentlich zur Verbreitung und Umsetzung des Biolandbaus bei. In diesem Rahmen werden die ProduzentInnen unter anderem bei der Entwicklung neuer Anbaumethoden unterstützt, um besser gegen die Folgen des Klimawandels gewappnet zu sein. Die Beratung und Schulung erfolgt in erster Linie durch die an GN angelehnte NGO Earth Net Foundation. Zur Erschliessung zusätzlicher Verdienstquellen auf dem Binnenmarkt und im Fairen Handel setzt GN auf die Produktdiversifizierung; so werden inzwischen nebst verschiedenen Reissorten und Kokosnussmilch eine Reihe weiterer Bio- und/oder Fairtrade-Produkte angebaut und vertrieben.
Lokaler Impact
Green Net feierte 2013 das 20-jährige Jubiläum. Die Organisation hat es nicht nur geschafft, stabile Produzentenbeziehungen mit hunderten von Kleinbauernfamilien einzugehen und ihnen einen sicheren Absatzmarkt zu garantieren, sondern auch diese Partnerschaften neu zu defi nieren. Mit der Hilfe der NGO Earth Net, die im Jahr 2000 gegründet wurde, wurden Verbesserungen der Anbaumethoden umgesetzt, effizientere und professionellere Lösungen gegen den Klimawandel erarbeitet sowie eine nachhaltigere Anbauweise realisiert. Diese ermöglicht es den ProduzentInnen, produktivere Parzellen zu bebauen, den wichtigen Eigenanbau weiter zu führen und gleichzeitig auch für den lokalen Markt zu produzieren.
Die ProduzentInnen
Die mittlerweile 675 Kleinbauernfamilien, die allesamt die Methoden des Bioanbaus anwenden, sind in 8 Untergruppen unterteilt und über das ganze Land verteilt. Die Mehrheit der Bauern die familien befi ndet sich in der bekanntesten Reisanbauregion Thailands, namentlich in Yasothorn. GN arbeitet dort mit ca. 530 Reisbauern zusammen, die vor Ort Mühlen besitzen und ihren Reis (Hom Mali, Roter und Schwarzer Reis) gleich selbst mahlen. Die Verpackungsanlage befi ndet sich ebenfalls in Yasothorn, so dass Qualitätskontrollen, die Verpackung und die Lagerung effizient durchgeführt werden können. In Chang Mai befi nden sich 30 weitere ProduzentInnen, die vornehmlich Schwarzen und Roten Reis anbauen, während im Süden des Landes (Chachengsao) 15 Reisbäuerinnen Langkorn- und Roten-Reis anbauen. Nebst diesen FLO-zertifizierten ProduzentInnen, erhalten auch Bauern die Kokosnussproduzenten in Prajuab Kirikhan eine Fairtrade Prämie. Des Weiteren arbeitet GN mit Kleinbauern im Bereich Maulbeertee, Mais, Longan und Seide zusammen. Weitere Projekte sind angedacht und werden teilweise bereits umgesetzt.
Der Faire Handel
GN hat sich zusammen mit Earth Net in den letzten Jahren vermehrt darauf konzentriert – vor allem wegen dem zunehmenden Einfluss des Klimawandels – die Anbaumethoden zu adaptieren. Prämiengelder – die mehrheitlich zur Finanzierung von Earth Net genutzt werden – flossen daher auch:
Die Produkte:
claro führt mehrere Reisspezialitäten von Green Net. So zum Beispiel der vitaminreiche Bio und Fairtrade Hom Mali Brown Vollreis, der durch das sanfte Kochen einen lieblichen Geschmack entwickelt. Oder aber den Weissen Hom Mali Reis, der durch sein hervorragendes Aroma bezaubert. Des Weiteren führt claro auch den roten Reis Khao Dang sowie den Khaw Thai, ein einzigartiger, aber gefährdeter Langkornreis aus der Provinz Prachinburi. Aus feinstem Duftreis hergestellt sind die Fairtrade und Bio-Reiswaffeln mit Meersalz oder mit Vollmilchschokolade umhüllt. Noch weniger bekannt ist der hochwertige Reisessig. Zudem führt claro von Green Net die cremige Kokosnussmilch, deren Nüsse im Süden des Landes wachsen und ohne Zugabe von Konservierungs- oder Aromastoffen zu köstlicher Milch verarbeitet werden.
Das ermöglicht der Faire Handel:
«Ich weiss nun, wie ich meine Parzelle anbauen muss. Ich kenne sowohl die Mittel, die ich einsetzen darf als auch die anderen. Ich habe gelernt, meine Parzelle so vorzubereiten, wie es der Bioanbau verlangt. Der ganze Anbau ist nun nachhaltig und das zeigt sich unmittelbar in den verschiedenen Pflanzen, die auf meiner Parzelle wachsen. Plötzlich gedeihen Gemüse- und Fruchtsorten, die vorher undenkbar gewesen sind. Auch sind meine Felder kaum noch von Insekten und Parasiten befallen, im Gegenteil sie sehen kräftiger aus als zuvor.»
Bonsaard Tontam (Reisbauer in Yasothorn)